Wieder ist ein Monat wie im Flug vergangen – voller Pedaltritte, Begegnungen und Beobachtungen. Anfangs sehr nass und etwas kühl, dann aber extrem heiß und trocken. Der Juni brachte mich von der Ehmetsklinge zum Breitenauer See, ließ mich über die Zukunft der Lauffener Weinberge nachdenken und bescherte mir eine unvergessliche Reifenpanne-Odyssee. Zwischen frühmorgendlichen Ausblicken und der Erkenntnis, dass wir mehr Bäume und weniger Asphalt brauchen, sammeln sich wieder die kleinen und großen Geschichten meines banalen Alltags.
Zusätzlich gibt es einiges an neuer Musik vom Dadanaut.

Mit Hendrik von Burg zu Burg.

Es ist einfach um jeden Baum schade …
Mal so ein Schwenk von der Panoramastraße.

Immer mehr Weinberge verschwinden. Das verändert die Aussicht. Vielleicht wird bald ein junger Wald diese Aussicht verdecken? Vielleicht ensteht hier ein Olivenhain? Vielleicht sogar Lauffener Hopfen für das erste Craftbier aus Lauffen?

Erinnerung an Erinnerungen.
Am frühen Morgen ist bereits viel los. Da könnt ich schier ewig genießen…

Die Äcker waren mal wieder auf Wanderschaft.

Um die Ehmetsklinge.

Von Affaltrach zum Breitenauer See, etwas drum rum und zurück nach Affaltrach.

Ein Fall von Spionage in der Mittagspause.

Reifenpanne mitten im Wald. Ich weiß nicht wer mitten im Wald mit dem Bürohefter hantiert hat, und dabei eine Heftklammer verlor. Wie auch immer, ich habe sie gefunden. Somit kann sich die Person mit mir in Verbindung setzen, und sie wiederhaben.
Leider hatte ich den falschen Ersatzschlauch dabei. Der hatte ein zu kurzes Ventil. Also musste ich den perforierten Schlauch flicken. Das hat wunderbar geklappt. Aber dann hat meine Luftpumpe gestreikt. Ich konnte kaum noch Luft in den Reifen bekommen. Schon gar nicht den nötigen Druck, damit der Schlauch richtig in die Felge gepasst hätte.
Und das alles mitten im Wald, während mich Mücken attackierten und es bestimmt 35 Grad hatte.
Ich musste bis zum dritten netten Mitradler warten. Der hatte eine CO2-Kartusche für mich übrig. Aber auch die brachte nicht den nötigen Druck, und es entstand ein Ei. Dennoch konnte ich mit einem hüpfenden Hinterrad, nach einer gefühlten Ewigkeit, zum nächsten Radladen in Heilbronn gelangen.
Dort bekam ich den nötigen Druck in den Reifen, kaufte eine neue Pumpe, zusätzliche Ersatzschläuche die passen, und endlich mal einen Adapter für Autopumpen (damit ich notfalls auch an Tankstellen Luft bekommen kann).
Und dann ab nach Hause: Dusche, Essen und ein kühles Bierchen.
Und nochmal vielen Dank für die CO2-Kartusche!

Yvi, Christian, Strack und Dink unterwegs nach Hessigheim und zurück. Eine wunderschöne Tour.

Doch schon wieder so spät im Jahr…? Oder hat da jemand an der Uhr gedreht?

Ne Tour mit’m Radl nach Zaberfeld und über ein paar Hügel irgendwie zurück (grob: Lauffen – Zaberfeld – Stockheim – Neipberg – Hörnle [Brackenheim] – Lauffen).

Wir brauchen sehr viel mehr Bäume. Weniger Parkplätze, weniger Steinhecken und -gärten und weniger Klimaanlagen und weniger Straßen und weniger …

Von Beilstein über Löwenstein zum Breitenauer See und weiter nach Heilbronn.

Der Prallhang bei Lauffen am Neckar (im Vordergrund) verwildert auch immer mehr.
Ein direktes Resultat der schwindenden Rentabilität des Weinbaus. Für viele Betriebe rechnet sich die mühsame Arbeit in den Reben nicht mehr, was zur Aufgabe von Flächen führt.
Die aktuelle Krise der Steillagenwirtschaft

Lauffen am Neckar steht exemplarisch für die dramatischen Veränderungen im württembergischen Weinbau. Mit über 600 Hektar Rebfläche und einer bis in die Römerzeit zurückreichenden Weinbautradition verkörpert die Gemeinde sowohl die Stärken als auch die existenziellen Herausforderungen der Region. Die charakteristischen Steillagen entlang der Neckarschlinge, kunstvolle Terrassen mit jahrhundertealten Trockenmauern, bilden das Herzstück dieser einzigartigen Kulturlandschaft.
Doch genau diese landschaftsprägenden Steillagen sind heute zum Brennpunkt einer tiefen Strukturkrise geworden. Der extrem hohe manuelle Arbeitsaufwand in Weinbergen mit über 45 Prozent Hangneigung macht eine maschinelle Bewirtschaftung unmöglich und führt zu Produktionskosten, die das Drei- bis Fünffache der Flachlagen betragen. Während früher Familienbetriebe diese Arbeitslast gemeinsam trugen, sind heutige Winzer zunehmend auf teure Fremdarbeitskräfte angewiesen, was bei sinkenden Weinpreisen zu einem fundamentalen Kosten-Nutzen-Ungleichgewicht geführt hat.
Innovative Weingüter aus Lauffen als Hoffnungsträger
Trotz der strukturellen Herausforderungen zeigen innovative Betriebe in Lauffen bemerkenswerte Wege in die Zukunft auf. Das Weingut HIRTH hat sich dem biologisch-organischen Weinbau verschrieben und verfolgt mit dem Anspruch, „Kunst im Glas“ eine klare Qualitätsstrategie für Nischenmärkte. Durch die Integration von Weinerlebnissen, einer Brennerei und einer tollen Event-Location verbindet Steng z. B. erfolgreich Weinbau mit Freizeitpublikum und generiert so zusätzliche Wertschöpfung. Nebenbei sind beide Güter recht gut befreundet.
Das 2013 gegründete Wein- und Sektgut Hirschmüller, geführt von zwei Ökologen mit frischen Ideen, steht für Modernität und den Mut zu neuen Wegen. Die Anerkennung durch die Weinbruderschaft Heilbronn für ihre „authentischen Weine, den Mut zur Innovation und den offenen Dialog“ zeigt, dass solche Ansätze auf positive Resonanz stoßen.
Gleichzeitig bildet die Lauffener Weingärtner eG mit ihren rund 1.100 Mitgliedern ein stabiles Rückgrat für die Region. Junge Winzer wie Samuel Fink aus Mundelsheim engagieren sich im EU-Projekt „Steile Weine“ für die Rekonstruktion von Trockenmauern und experimentieren mit neuen, hitzetoleranten Rebsorten, wodurch Tradition und Innovation Hand in Hand gehen.
Bedrohung und Bewahrung der Kulturlandschaft

Die Weinbergaufgabe in Lauffen hat weitreichende Konsequenzen, die weit über wirtschaftliche Verluste hinausgehen. Brachliegende Rebflächen verbuschen unkontrolliert und führen zur Ausbreitung von Krankheiten wie Mehltau, was die Bewirtschaftung benachbarter Weinberge erschwert. Besonders dramatisch ist der Verfall der landschaftsprägenden Trockenmauern, die ohne regelmäßige Pflege einstürzen und durch Erosion unwiederbringlich verloren gehen. Diese einzigartige Terrassenlandschaft verwandelt sich sukzessive in eine undifferenzierte Busch- und Waldlandschaft, wodurch ein unersetzliches Stück regionaler Identität verschwinden kann.
Gleichzeitig gehen wertvolle Biotope verloren, denn die Trockenmauern und sonnenexponierten Steillagen sind einzigartige Lebensräume für hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Reptilien wie Eidechsen und Schlingnattern, seltene Schmetterlinge wie der Mauerfuchs sowie zahlreiche Wildbienen- und Käferarten finden hier ihre letzten Refugien. Der Erhalt dieser Kulturlandschaft ist daher nicht nur eine Frage des Weinbaus, sondern auch des Naturschutzes und der regionalen Identität. So hat der menschliche Eingriff in die Natur auch einen positiven ökologischen Nebeneffekt gehabt. Kann das erneut geschafft werden?
Und trotzdem: Wir brauchen mehr Wald! Mehr Wald hilft, das lokale Klima zu regulieren und kann die Regenbildung fördern.
Zukunftsperspektiven und Lösungsansätze
Für Lauffen am Neckar könnten sich verschiedene vielversprechende Lösungsansätze abzeichnen, die den Strukturwandel aktiv formen. Die gezielte Aufforstung mit seltenen, trockenheitstoleranten Laubbaumarten wie Elsbeere oder Speierling könnten langfristige ökonomische Perspektiven bieten. Der Anbau von Kräutern, Lavendel oder mediterranen Kulturen wie Oliven oder Feigen kann neue Einkommensquellen erschließen und gleichzeitig den Offenlandcharakter bewahren.
Agri-Photovoltaik ermöglicht eine doppelte Flächennutzung und bietet stabile Einnahmen bei gleichzeitigem Beitrag zur Energiewende. Entscheidend ist jedoch eine strategische Planung durch Instrumente wie ein Weinbergkataster, um proaktiv geeignete Zonen für alternative Nutzungen auszuweisen. Lauffen am Neckar steht vor der Chance, als Modellregion zu demonstrieren, wie der Wandel im Weinbau nachhaltig und identitätsbewahrend gestaltet werden könnte.
Wir werden es mitbekommen…

Und auch Proberaum?
Aus Lauffen raus und drum rum – der Radius im Juni

Juni: 1.198 km Weite, 9.360 m Höhe, 59 Stunden, 73 Touren.

Die letzte Fahrt im Monat dann doch noch ein neuer Rekord.
Zum Schluss noch etwas Musik vom Dadanaut: